Kraftort. Schlossruine und Romedikirchl in Thaur
Oberhalb des Dorfes Thaur thront das idyllische Romedikirchl. Unweit davon befindet sich die Schlossruine. Sie befinden sich im Naturpark Karwendel. Beide sind über zahlreiche Wanderwege erreichbar. ZB kann man direkt von der Thaurer Dorfpfarrkirche Mariä Himmelfahrt über den steilen Kreuzweg mit seinen Grotten und dem romantischen Torbogen zum Romedius-Kirchlein auf 793 m Höhe wandern.
Kürzere Wege führen vom Parkplatz Thaurer Alm (Langgasse) über den Adolf-Pichler-Weg zuerst zur Ruine der Thaurer Burg und danach weiter zum Romediwirt bzw. dem Schlosskirchl. Auch vom Parkplatz Thaurer Stollen in Kapons führt ein Wanderweg hinauf auf den Hügel. Es ist der Berufungsweg, welcher 2007 errichtet wurde. Die Bildsäulen wurden von Paul Haider entworfen und von Fritz Lekar in Beton gegossen. Der Reliefschmuck stammt vom Absamer Künstler Siegfried Obleitner. Die Reliefs stellen Christus als den Guten Hirten, die Gottesmutter Maria, die heiligen Apostel Petrus und Paulus und den hl. Romedius dar. Jeden ersten Mittwoch im Monat (Mai-Oktober) findet ein Bittgang mit anschließender Schlossmesse statt.
Oben angelangt, versteht man schnell, weshalb wir diesen Platz zu einem unserer Kraftorte auserkoren haben. Spiritualität, Geschichte und Kulinarik liegen selten so eng beeinander wie an diesem traumhaften Aussichtspunkt.
Der Kraftort Schlussruine & Romedikirchl auf einen Blick
- Kreuzweg und Berufungsweg
- Gaststätte Romediwirt
- Dauerausstellung RundumTHAUR
- Der heilige Romedius
- Naturpark Karwendel
- Romedius Pilgerweg
- Palmsonntagsprozession zum Romedikirchl
- Krippendorf Thaur
- Geocaching Thaur
Der Romediwirt
Direkt neben dem Thaurer Wahrzeichen, dem Romedikirchl, findet man den modernen und trotzdem traditionellen Romediwirt. Er wurde 2018 neu eröffnet. Die Architektur ist in Form eines Widums gehalten, damit es sich harmonisch neben dem Kirchlein einfügt. Die Gestaltung des Gastraumes ist hell und mit natürlichen Materialien ausgestattet.
Frische, saisonale Produkte aus dem Thaurer Gemüsegarten bzw. Tirol und Österreich in exzellenter Qualität stehen im Mittelpunkt der Küche.
Der Romediwirt ist auch hervorragend für Feiern jeglicher Art geeignet. Außerdem gibt es immer wieder Highlights wie zB das samstägliche Brunch-Buffet oder Grillen im Sommer!
Ausstellung rundumThaur
Diese besondere Ausstellung im Obergeschoss des Romediwirts widmet sich der Thaurer Dorfgeschichte und den heutigen Bewohnern am Ort - den Eulen im Karwendel. Das Projekt wurde gemeinsam mit dem Verein Chronos in Thaur, dem Naturpark Karwendel und der Gemeinde 2018 realisiert. Es ist eine Bestandsaufnahme von 6000 Jahren Siedlungsgeschichte.
Gleich beim Eingangsbereich wird man von einem Bogen mit vielen Farben empfangen. Die rund 200 Schichten repräsentieren die ebenfalls so vielen Generationen, die im Laufe der 6000-jährigen Siedlungsgeschichte an verschiedenen Orten der Gemeinde ihre Spuren hinterlassen haben. Die Farben und Tiefen der Schaukästen entsprechen dabei dem Alter der Fundstücke: dunkelblau und tief verborgen sind prähistorische Pfeilspitzen und Schmuckperlen, gelb ottonische Armbrustbolzen, in sattem Grün zeigt sich die Geschichte der Burg Thaur im Mittelalter, in Rotorange Romedius als Namenspatron der Kirche am Burghügel.
Vier Eulenarten können in dieser Gegend beobachtet werden, sie sind als Tierpräparate, aber auch mit Eiern und Gewölle ausgestellt. Zudem erzählt ein Film kurzweilig von der ersten Besiedelung und der weiteren Geschichte.
Öffnungszeiten und Kontakt
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten vom Romediwirt Thaur geöffnet.
rundumthaur
Romediwirt, 1. Stock
Schlossgasse 17 in Thaur
Führungen auf Anfrage bei Josef Bertsch +43 650 3161570, josef.bertsch@gmail.com
Anfahrt
Keine direkte Zufahrt möglich! Bitte verwenden Sie die Parkplätze beim Thaurer Almweg bzw. beim Thaurer Stollen.
Das Dorf Thaur
Thaur war schon früh besiedelt, wie die große Zahl an prähistorischen Funden zeigt. Gerade in der Gegend oberhalb von Thaur, also rund um das Kirchl und die Ruine haben sich viele romanische Namen erhalten, während sie im unteren Dorfbereich von bayrischen verdrängt wurden. Der Dorfname Thaur selbst konnte sprachwissenschaftlich noch nicht komplett erörtert werden. Eine Möglichkeit wäre das Alpenwort taur, welches „Bodenschwellung“ oder in weiterer Folge „stark ableitiger Hügel“ bedeutet. Dies würde genau die Lage Thaurs auf dem großen Schwemmkegel des Langenbaches beschreiben. Allerdings ist eine eindeutige Erklärung des Namens noch nicht möglich und wartet auf neue, weiterführende Erkenntnisse der Sprachwissenschaft.
In den Urkunden wird der Ort bereits 827 zum erstenmal erwähnt. Schon früh war es ein blühender Ort, was vermutlich den Salzquellen zu verdanken ist. Bis 1270 dürfte sich die Saline in Thaur befunden haben, ehe sie nach Hall i.T. verlegt wurde. Es wäre auch denkbar, dass die Urkunden, die von den Salinen berichten, nicht den Ort, sondern das Gericht Thaur meinten, welches sich im Schloss Thaur befunden hat und das Gebiet von Mühlau bis Vomperbach umfasste, bis es 1830 mit dem Stadtgericht Hall vereinigt wurde.
Das Wappen von Thaur erinnert an das Schloss und Gericht Thaur, wurde 1983 von der Tiroler Landesregierung verliehen, aber schon im 18. Jahrhundert als Siegel verwendet.
Quelle: Thaurer Dorfbuch
Der heilige Romedius
In kaum einem anderen Tiroler Dorf gibt es derat viele Menschen mit dem Vornamen Romedius wie in Thaur. Der heilige Romedius wird am 15. Jänner mit großer Würde und Feierlichkeit begangen.
Die Legende
Romedius entstammte gemäß der Legende dem vornehmen und begüterten Geschlecht der Grafen von Thaur und wurde im vierten nachchristlichen Jahrhundert auf dem gleichnamigen Schloss geboren. Bereits im jugendlichen Alter fühlte er sich mehr zu Gott als zu den irdischen Dingen hingezogen; viele Stunden verbrachte er betend in einer nahen Felshöhle. Über dieser Grotte errichtete er eine dem heiligen Petrus geweihte kleine Kapelle, die später zum heutigen Schlosskirchlein umgestaltet worden ist.
Dort hatte er Jesus Christus gelobt, allen irdischen Freuden und Reichtümern zu entsagen und künftig ein auf die jenseitigen Schätze ausgerichtetes Leben zu führen. Er verschenkte seinen Besitz an die Armen und machte sich auf Pilgerschaft u.a. bis nach Rom zum Papst und zu den Gräbern der Apostel. Auf den Weg dorthin machte er in Trient halt, wo der heilige Vigilius als Bischof wirkte. Dieser billigte sein gottgefälliges Vorhaben und gab ihm seinen Segen. Tief beeindruckt von den Begegnungen mit dem Papst und den Apostelgräbern kehrte Romedius wieder nach Trient zurück. Dort verbrachte er fortan sein Leben als Einsiedler am Nonsberg, wo er ein Kirchlein errichtete.
Romedius, mittlerweile bereits im hohen Alter stehend, hegte den Wunsch, vor seinem Tod nach einmal den heiligen Vigilius zu sehen und seinen bischöflichen Segen zu empfangen. Als man das Rösslein des Einsiedlers von der Weide holen wollte, fand man es von einem Bären zerrissen. Trotz der Angst, ließ Romedius dem Bären ein Zaumzeug anlegen und dieser war brav wie ein Lämmchen. Unter großem Staunen und Jubel ritt Romedius auf dem Bären in die Stadt Trient ein und vollbrachte hier einige wundersame Heilungen.
Nachdem er einige Tage bei dem von ihm hochverehrte Vigilius verbracht hatte, kehrte Romedius mit seinem Bären wieder in die Einsiedelei zurück, wo er bald darauf verstarb. In der von ihm erbauten Kapelle auf dem Hügel fand er seine letzte Ruhestätte.
Soweit die Legende. Die Figur des historischen Romedius ist nach wie vor Gegenstand spannender, wenn auch teils kontroversieller Forschungen.
Quelle: Thaurer Dorfbuch, Christoph Haidacher