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150 Jahre Tourismusgeschichte. Region Hall-Wattens

Vor 150 Jahren am 15. November 1870 wurde der Verschönerungsverein Hall in Tirol als erste Vereinigung dieser Art in Nordtirol gegründet. Der damalige Haller Magistratsrat Gustav Schweitzer kannte den kurz zuvor in Bruneck ins Leben gerufenen Stadtverschönerungsverein und wusste um die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung. Den Bedarf zur Einrichtung eines „Kümmerers“ für touristische Belange unterstreicht auch die Herkunft der ersten finanziellen Grundlage des Vereins: Eine Dame aus Deutschland, die in Hall zur Solbadkur weilte, zeigte sich spendabel und vermisste gleichzeitig, dass es in Hall keine Bänke zum Ausruhen gab.

Gäste übernachteten in Hall aber nicht erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, bereits im Jahre 1674 zählte Hall in Tirol als Umschlagplatz für verschiedenste Güter und Knotenpunkt für durchreisende Händler 20 Gastgeber oder Wirtshausbesitzer. Der Verschönerungsverein Hall florierte rasch nach seiner Gründung. Bereits 1871/72 wurden die fehlenden Bänke gekauft, auch wurden Pflanzen zur Begrünung und für ein blühendes Stadtbild angeschafft. Der Verein hatte zu dieser Zeit bereits 105 Mitglieder.

Die Tourismusbewerbung stand ebenfalls früh auf der Agenda. 1877 wurde vom Verschönerungsverein ein Werbeplakat „Hall und seine Umgebung“ veröffentlicht, das neben Daten zur Stadt auch Informationen über Gasthäuser, Bäder und Ausflugsmöglichkeiten enthielt. Rosen werden dem Ferienort Hall in Tirol bald gestreut, so schrieb Peter Regalat Stolzissi in einem 1890 veröffentlichten Führer: „Ich muss hier ausdrücklich betonen, daß Hall und sein Bezirk zur Sommerfrische vorzüglich geeignet ist.“ Die Statistik berichtet von 1.854 Gästen im Sommer 1890. Die Gäste blieben damals im Schnitt sechs bis sieben Tage.

Auch der Winter wurde geschätzt, so gab es um 1895 den Plan eines Winterkurortes im Absamer Ortsteil Eichat. Der Winterkurort wurde zwar nicht realisiert, jedoch erhielt die nahe gelegene Rodelbahn im Halltal alsbald Berühmtheit. Im Tiroler Verkehrs- und Hotelbuch von 1904 wird das Halltal „als die schönste aller Rodelbahnen bezeichnet.“ Im selben Buch wird Hall auch als Station für eine Skitour zum Glungezer präsentiert. In den Folgejahren wurden weitere Akzente gesetzt, darunter Schikurse und Schirennen (ab 1909) sowie die Eröffnung eines Kinematographen (1910), eines Musikpavillons (1924) und des Bergbaumuseums (1929).
Seit März 1925 firmierte der bisherige Verschönerungsverein unter neuen Namen als Fremden-Verkehrs- und Verschönerungsverein Hall und Umgebung. Ein bedeutendes Projekt war die Eröffnung des rund 2 Millionen Schilling teuren neuen Kurmittelhauses: Vom Kurmittelhaus erhoffte man sich die Entwicklung der Stadt Hall zu einem gefragten Kurort und einen Aufschwung im Fremdenverkehr. Ab 1932 wurde Hall der Status eines Kurortes zuerkannt und von 1938 bis 1974 war der Name „Solbad Hall“ als Ortsbezeichnung im Gebrauch.

Einen ausgezeichneten Einblick in die Tourismusgeschichte von Hall liefert eine Abhandlung von Dr. Paul Torggler, welche die Tourismusgeschichte in Hall und Umgebung beleuchtet. Dessen Vater Architekt Paul Torggler (1900 – 1989) war als Architekt und Obmann des Tourismusverbandes tätig. Architekt Paul Torggler erinnert sich im Buch an Veranstaltungen am Stadtgraben vor dem Kurhaus zwischen 1930 und 1938, die er selbst mitorganisierte: „Zur Förderung des Fremdenverkehrs konnte trotz sonstigen Versammlungsverbots sogar noch im politisch hoch brisanten Sommer 1937 ein großes Sommerfest des Haller Verkehrsvereins stattfinden, das nach einem Bericht im Haller Lokalanzeiger vom 18. August 1937 mit 3000 Besuchern das größte Tiroler Fremdenfest war.“

Regelmäßig wurden vom Verkehrsverein in der Sommersaison Konzerte durch die Speckbacher Stadtmusik und die Salinenmusikkapelle veranstaltet. Auch Nachmittagskonzerte eines Salonorchesters fanden für die Gäste im Kurpark statt.
Eine der ersten größeren Veranstaltungen nach dem 2. Weltkrieg war der Ball der Fremdenverkehrsgemeinde Solbad Hall am 8. Februar 1947 im Kurhaus.

Für neue Impulse sorgten in den folgenden Jahrzehnten unter anderem der neue Campingplatz (1950), die Wiedereröffnung des Stadtmuseums, der neue Glungezerlift (1967) und die Galerie St. Barbara (1968). Mitte der Siebziger Jahre wurde mit der erfolgreichen Altstadtsanierung begonnen, im Jahre 1984 erhielt Hall in Tirol den Österreichischen Staatspreis für Denkmalschutz.

Die Zahl der Gäste in Hall in Tirol stieg von rund 10.000 Gästen im Jahre 1960 auf 15.000 Gäste im Jahre 1975 und fast 25.000 Gäste im Jahr 1989. Anfang des Jahrtausends wurden die zahlreichen Tourismusverbände in Tirol zu 34 großen Verbänden fusioniert. Der Fremdenverkehrsverband Hall fusionierte mit den Nachbargemeinden zur Tourismusregion Hall-Wattens mit Absam, Baumkirchen, Fritzens, Gnadenwald, Mils, Thaur, Tulfes, Volders, Wattenberg und Wattens.
Die Stadtgemeinde Hall in Tirol begrüßt mittlerweile rund 60.000 übernachtende Gäste im Jahre 2019, die gesamte Region über 150.000 Ankünfte. Die Verschönerung, Erhaltung und Attraktivierung des Lebensraumes zählt auch nach 150 Jahren zu den Aufgaben des Tourismusverbandes. Der Blick richtet sich dabei auf das Wohl der Gäste und der einheimischen Bevölkerung gleichermaßen.

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