Kraftort. Maria Larch bei Gnadenwald
Maria Larch ist vieles: in erster Linie ein wunderbarer 300 Jahre alter Kraftort in der Region Hall-Wattens. Aber Maria Larch ist noch viel mehr. Es ist ein Wallfahrtsort, der abseits von belebten Dörfern oder Siedlungen mitten im Wald gelegen ist. Ein Forstweg führt zu diesem idyllischen Ort zwischen Gnadenwald und Terfens am Gnadenwalder Plateau. Nördlich davon thront das imposante Karwendelmassiv, südlich bietet der Wanderweg immer wieder prachtvolle Aussichten auf das Inntal. Der Weg nach Maria Larch ist auch gleichzeitig ein bekannter und vielbegangener Pilgerweg: nämlich der Jakobsweg. Kein Wunder also, dass die Wallfahrtskriche Maria Larch bereits seit 1698 von zahlreichen Wallfahrern besucht wird.
Und es gibt noch einen wesentlichen Grund, für die Beliebtheit von Maria Larch bei Gnadenwald. Die dortige Heilquelle, welche aus dem barocken Brunnenhäuschen sprudelt, soll im 18. Jh. das stumme Mädchen Maria Jenewein von seinem Leiden geheilt haben. Seither gilt das Wasser als belebender Trunk. Es ist ein rechtsdrehendes Wasser an einem Ort der Kraft, wie er eindrucksvoller nicht sein kann. Viele kommen hierher, um sich Wasser abzufüllen. Aus Respekt davor ist es ein ungeschriebenes Gesetz, ein Opfer zu reichen, wie immer dieses auch aussehen mag. Denn mit Ehrfurcht und Dankbarkeit sollte man diesem besonderen Kraftort begegnen.
Der Kraftort Maria Larch auf einen Blick
- Wallfahrtskapelle
- Brunnenhaus mit Heilquelle
- liegt auf dem Tiroler Jakobsweg
- Rundwanderweg Maria Larch
- der Lärchenbaum
- Naturpark Karwendel
Die Sage rund um Maria Larch
Magdalena Bogner, Bäuerin des Spieltennerhofes in Schlögelsbach war die Initiatorin. Auf ihrem Weg nach Terfens fühlte sie sich immer von einer bestimmten Lärche angezogen und betete dort. Als sie dies 1665 dem Benefizianten von St. Martin in Gnadenwald, Johann Weiß, mitteilte, fertigte dieser selbst aus Lehm eine Marienstatue, welche Sie an dieser Lärche befestigen sollte. Sie brachte das ehrenvolle Geschenk nach Hause und ihr Mann stellte es in einer Nische bei bezeichnetem Lärchenbaum auf. Ein schmales Dach schützte das Bild gegen niederfallenden Regen und auf den Boden wurde ein schmaler Block gelegt, damit die Leute beim Gebet bequemer knien konnten.
Bald verrichteten auch andere Leute ihre Andacht bei Maria-Lärch. Kurze Zeit darauf wurde eine Kapelle aus Holz errichtet, welche nur wenige Jahre später durch eine aus Stein ersetzt wurde. 1718 wurde diese vergrößert. Mit dem Kirchlein war ab 1724 auch eine Einsiedelei verbunden. Joseph ll. hob die Wallfahrt auf und der Kultgegenstand kam nach Terfens. Die Kapelle wurde 1796 mit der zurückgebrachten Maria wiedereröffnet. Anfang der 1990er Jahre wurde das Wallfahrtskirchlein restauriert und ist im deutschsprachigen Raum sehr bekannt geworden.
Das Ensemble von Maria Larch
Der Kraftort besteht aus einem Ensemble von drei Gebäuden: einmal die Wallfahrtskirche, das daneben liegende Brunnenhaus mit der Heilquelle und die ein wenig weiter westlich liegende kleine Erscheinungskapelle – an dieser Stelle soll die Lärche einst gestanden sein.
Die Heilquelle
Seit im Jahr 1718 das taubstumme Mädchen Maria Jenewein durch das rechtsdrehende Wasser von ihrem Leiden geheilt wurde, pilgern unzählige Menschen nach Maria Larch, um sich dort in Kanistern, Flaschen und anderen Behältern dieses besondere Trinkwasser abzufüllen. Sogar aus Italien und Bayern finden Pilger ihren Weg zu diesem Kraftort. Neben der heilbringenden Wirkung auf den menschlichen Organismus, ranken sich noch viele weitere Mythen um dieses besondere Wasser. Blumen sollen damit länger halten, Teichwasser keine Algen mehr bekommen. Auch nach vielen Stunden und Tagen schmecke das Maria Larch-Wasser nicht abgestanden, warum viele Campingurlauber vor Urlaubsantritt ihre Wasservorräte dort auffüllen. Wissenschaftlich belegt ist es jedoch nicht.
Noch mehr Wunder
Berichtet wird auch von einem Kind, das wegen offener Füße ständig beim Arzt gewesen, jedoch keine Besserung eingetreten war. Bis es im Wasser von Maria Larch gebadet hatte und gesund wurde. Oder der Schmerzgeplagte, der sich angesichts der Menschenschlange vor dem Brunnen wartend auf eine Bank gesetzt hatte und die ihn quälenden Schmerzen in den Beinen nach kurzer Zeit besser geworden waren. Worauf er dann regelmäßig Wasser geholt hatte und irgendwann beschwerdefrei gewesen sei.
Es ist irrelevant, ob das Wasser nun tatsächlich eine heilbringende Wirkung besitzt oder der Glaube allein an diesen Wundern beteiligt ist: dass von Maria Larch und seiner Heilquelle eine besondere Aura ausgeht, ist unbestritten. Die vielen Votivtafeln und -bilder legen Zeugnis davon ab bzw. sind im Mirakelbuch, welches im Pfarrarchiv Terfens verwahrt ist, aufgelistet.
Selbst als die Kapelle infolge der Josefinischen Reformen geschlossen wurde und das Gnadenbild in die Pfarrkirche Terfens übertragen wurde, beteten die Gläubigen weiter zur Muttergottes. Anstelle des Gnadenbildes wurde ein Mariahilfbild in der Kapelle angebracht. Nach dem Tod Kaiser Josefs im Jahr 1790 wurden alle Reformen wieder zurückgenommen und so konnte der Wallfahrtsort 1796 feierlich wiedereröffnet werden. Etwa hundert Jahre später wird auch das Gnadenbild wieder nach Maria Larch übertragen.
Die Lärche
Der Baum ist dem Menschen näher, als es uns heute bewusst ist: Er steht aufrecht, wächst, vergeht, hat seinen Frühling, Herbst, seinen Winter und seine Blütezeit. In der Wurzel liegen die Ursprünge aller Dinge und des Seins.
Die Kelten und Germanen wussten dies von jeher zu schätzen, weshalb gerade Bäume eine besondere Bedeutung für sie hatten. Aber auch die Griechen und Römer pflegten einen gewissen Baumkult. Im Christentum wurden diese Verehrungen als Heidentum abgetan und verboten.
Der Name Maria Larch leitet sich von "Maria Lärch" im Gnadenwald ab. Wenn man sich in die Mitte des 17. Jh.s hineindenkt, kann man sich vorstellen, wie gefährlich es war, sich zur Naturverehrung zu bekennen, die weder erwünscht noch von der allgegenwärtigen und mächtigen Kirche erlaubt war. Man kam in diesen Zeiten sehr schnell in den Ruf, eine Hexe zu sein. Trotzdem gab es offenbar Menschen, deren Baumglaube so tief war, dass sie von den Drohungen unbeeindruckt blieben. Die Bäuerin des Spieltennerhofes, Magdalena Bognerin, blickte mit Liebe und Ehrfurcht zu einer großen Lärche auf.
In Tirol gab es viele solcher heiligen Bäume, die im Volksbewusstsein Liebe und Verehrung genossen. Viele der traditionellen Wallfahrsorte gehen auf einen Baum zurück. Baum und Quelle gehen dabei Hand in Hand. Ein mächtiger Baum muss notgedrungen in der Nähe einer Quelle wachsen, denn für seine Versorgung braucht er über Tausend Liter Wasser täglich. Im Laufe der Zeit ging dann die Verehrung des Baumes in den Kult um Maria oder einen Heiligen über. Dabei liegt auf der Hand, dass Marienlegenden nicht an Bäume gebunden sein können, zumindest nicht in der frühen Phase des Christentums. Die ersten Christen hätten die Verbindung der heiligen Familie mit einem Baum zurückgewiesen, jede Art von Baumverehrung war für die jüdischen Propheten verabscheuungswürdig und erinnerte viel zu sehr an die heidnischen Vorstellungen der Griechen und Römer. Überall, wo eine christianisierte Baumlegende überliefert ist, kann man davon ausgehen, dass man sich auf dem Platz eines vorchristlichen Heiligtums befindet.
Um die feinen und heiteren Lärchen ranken sich unzählige Sagen und Geschichten: Sie sind Ruhe- und Tanzplatz jener Waldfeen, die dem Verirrten den Weg weisen, jedwedem guten Menschen gern zur Seite stehen. Mit diesem Charakter wurde die Lärche zu den beliebtesten Heilpflanzen der Vergangenheit: Das Harz wurde im Mittelalter bei Lungen- und Harnproblemen verwendet, als Wundsalbe und Pflaster, es wirkt durchblutungsfördernd, desinfizierend und schleimlösend. Eine Harzsalbe hilft bei rheumatischen Schmerzen, Hexenschuss und Neuralgien, sie zieht Eiter und beschleunigt die Heilung. Als Brustsalbe ist sie bei Husten und Bronchitis zu empfehlen, die innerliche Anwendung hängt von der Dosis ab und kann reizend oder heilsam sein.
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