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Elisabeth Schneider

von Elisabeth Schneider

29. März 2023

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Blog. Palmsonntag, Karwoche und das Osterfest

Mit dem Palmsonntag beginnt das Osterfest. Und in Hall eigentlich schon eine Woche vorher, wenn unsere Partnerstadt Arco die Ölzweige nach Hall bringt.

Mit großen Schritten geht es nun auf Ostern zu. In Tirol prägen vor allem Tradition und Glaube die Osterzeit. Der Haller Ostermarkt, die Ausstellung "Kunst am Ei", die Aufführungen im Rahmen des Osterfestivals sowie die vielen kirchlichen Traditionen wie der Palmsonntag oder die Ostergräber stehen ganz im Zeichen dieser Ostertraditionen. In Hall in Tirol "beginnt" das Osterfest bereits eine Woche vor dem Palmsonntag.

Ölzweige aus Arco

Ölzweige-Palmsonntag-Ostern

Hall und Arco im Trentino sind seit langem und eng traditionell miteinander verbunden. Jedes Jahr am Sonntag vor dem Palmsonntag kommt eine Delegation der Trentiner Schützen nach Hall und bringt frische Mimosen und Ölzweige für die Haller Bevölkerung. Der festliche Einzug der Abordnungen sowie die Ehrensalve wird musikalisch von der Salinenmusik Hall begleitet. Nach einem zweisprachigen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Nikolaus, sind alle eingeladen, sich mit frischen Ölzweigen zum Binden von Palmbuschen und -stangen zu versorgen.

Palmbuschen binden

Das Palmbuschen binden ist eine schöne jährliche Tradition in den Familien und/oder Kirchengemeinden. In erster Linie symbolisiert der Palmbuschen den Einzug Jesu nach Jerusalem. Aber der Strauch hat noch viele weitere interessante Bedeutungen und auch eine besondere Verwendung am Jahresende.

Jeder bindet seinen Buschen auf eine eigene Art und Weise bzw. mit jenen Pflanzen, die man im Garten oder der Umgebung vorfindet. Eigentlich besteht der Palmbuschen jedoch aus sieben ganz besonderen Schutzpflanzen. Dabei bezieht sich die Zahl 7 u.a. auf die siebentägige Schöpfungsgeschichte. Bei den Pflanzen im Palmbuschen handelt es sich fast immer um das Motiv des ewigen Lebens, der Erneuerung und der Lebenszyklen.

Womit wir unseren Palmbuschen binden...

Neben den Pflanzen benötigt man eine Baumschere, Bindedraht und eine Zange. Zum Schmücken verwendet man bunte Bänder sowie Brezeln aus Germteig.
Heuer haben wir folgende Pflanzen eingearbeitet:


- Ölzweige aus Arco: symbolisieren den Einzug Jesu nach Jerusalem
- Erika: Steht für Heimat und Gefühl
- Buchsbaum: Unsterblichkeit
- Zypressengewächs: Lebenskraft und Gesundheit
- Weide bzw. Palmkätzchen: Frühling und wichtige Bienenweide

Palmbuschen-Pflanzen-ohne-Baender-und-Brezen-1-1536x1152

Die Kräuterbäuerin bindet traditionell in einen Palmbuschen weiße, rote und grüne Bänder: Rot für das Blut Christi, Weiß für die Unschuld und die Auferstehung, Grün für die Hoffnung. Selbstverständlich sind auch andere Farben erlaubt. Nun fehlen nur noch die Brezeln. Viele backen diese selbst. Ansonsten kann man sie direkt in Bauernläden, auf Bauernmärkten oder lokalen Bäckereien wie zB der Bäckerei Bucher in Hall kaufen.

Nähere Bedeutung und Rezept der Palmbrezeln

Früher schenkten die Burschen ihren Mädchen eine Palmbrezel als Liebeszeichen und die Kinder bekamen von ihrem Paten eine Brezel geschenkt. Die Brezeln gelten als Glücks- und Segensbringer. Die Form der Brezel soll das Symbol eines im Gebet versunkenes Menschen darstellen, wenn die Arme vor der Brust gekreuzt sind. Unser Brezelrezept reicht für ca. 80 kleine Brezeln.

Die Zutaten

- Kilogramm Dinkelweißmehl
- 1 Würfel Germ
- 1 Esslöffel Salz
- 60 – 80 Gramm flüssige Butter
- 80 Gramm Zucker
- 0,5 Liter lauwarme Flüssigkeit (Milch-Wasser-Gemisch)

Alle Zutaten vermischen und den Germteig nicht zu lange gehen lassen. Wichtig: Teigstücke zu je 2 dag (=20 Gramm) abwiegen und 30cm lange "Würstel" wuzeln, zu Brezen formen und im Ofen bei 180 Grad (Heißluft) bis zur leichten Bräune backen.

Palmbrezen-Ostermarkt-Hall-in-Tirol

Palmsonntag, Palmstangen und der männliche Ehrgeiz

Während Mädchen vorwiegend Palmbuschen tragen, ist es bei den Burschen die Palmstange. Und dabei geht es nur um eines: je höher, desto besser! Wer es übrigens nicht schafft, seine Palmlatte - wie sie in Tirol auch gerne bezeichnet wird - die ganze Prozession über aufrecht zu tragen, bekommt am Ende des Tages den Titel "Palmesel" verliehen.

Einen ganz anderen Palmesel, nämlich uralt und aus Holz geschnitzt, gibt es in Hall und Thaur zu bewundern. Am Palmsonntag wird bei trockenem Wetter der jahrhundertealte Palmesel vom Oberen Stadtplatz über die Gassen der Haller Altstadt in einer feierlichen Prozession in die Pfarrkirche geführt. Abgesehen vom kunsthistorischen Wert des 1430 geschnitzten, lebensgroßen Palmesels weist die Skulptur eine Besonderheit auf: Der Bauch des Esels ist ausgehöhlt und war früher mit Brot gefüllt. Zur Freude der Kinder rumpelte das zuvor geweihte Brot beim Umgang über die Pflastersteine aus der geöffneten Bauchlade. Ein guter alter Brauch, der leider abgekommen ist! Stattdessen gibt es heute die geweihten Brezeln. Mmhh!

Palmprozession Hall

Palmeselprozession in Thaur

Gut 240 Jahre alt sind der Palmesel und die Christusfigur von Thaur in Tirol. Dieses Ensemble steht auf einem Wägelchen, das Ministrantinnen und Ministranten bei der Prozession hinauf zum Romedi-Kirchlein ziehen. Die Thaurer Prozession startet bei der Pfarrkirche Thaur.

Palmeselprozession Thaur (c)hall-wattens.at (10)

Der Palmbuschen und die Rauhnächte

Der geweihte Palmbuschen wird am Ende des Tages im Herrgottswinkel zum Trocknen aufgehängt. Dort verbleibt er bis zu den Rauhnächten, zwischen Weihnachten und dem Tag der Heiligen Drei Könige. Gemeinsam mit Weihrauch werden Teile des Palmbuschen in einer mit Holzkohle gefüllten Pfanne oder einem Bügeleisen entzündet. Geräuchert werden Haus und Hof sowie die Stallungen. Gerne werden auch bei aufziehendem Unwetter Pflanzen aus dem Buschen auf dem Herdfeuer entzunden, um damit Blitz und Donner abzuhalten. Nähere Infos rund um die Rauhnächte und deren Bedeutung bekommt man bei unserem Magischen Rauhnachtführungen im Dezember bzw. Januar.

In diesem Sinne wünschen wir unseren LeserInnen eine schöne Vorbereitungszeit auf die Karwoche sowie ein gesegnetes Osterfest!

Elisabeth Schneider

Elisabeth Schneider

Elisabeth ist mit ihrem Rudel bestehend aus Mann, Kindern, Hund und Pferd am liebsten draußen unterwegs. Vor allem an Orten, wo sonst wenig Menschen anzutreffen sind. Ganz speziell an den besonderen Kraftorten der Region Hall-Wattens. Nachhaltigkeit und Regionalität sind ihr sehr wichtig. Sie kocht gerne und belebt unseren Kulinarikblog.